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13.12.2019 Killerkeime - Antibakterielle Resistenzen

Bild 1 (Quelle: CGC GmbH) zeigt den Einsatz von Antibiotika und den Kreislauf resistenter Bakterien wie beispielsweise MRSA (Multi Resistent Staphylococcus Aureus)

Bild 2 (Quelle: European Centre for Desease Prevention and Control) zeigt die Anzahl der Infektionen auf 100.000 Einwohner mit multiresistenten Keimen in den Europäischen Ländern

Der FWL liegt das Wohl der Bürger und der Gemeinde sehr am Herzen. Und so muss auch bitte nachfolgende Abhandlung zu dem Thema ‚antibakterielle Resistenzen‘ verstanden werden. Da die Landesstatistik die entsprechenden Betroffenheiten und Fallzahlen zu Hochrisiko-Infektionen (noch) nicht erfasst, gibt es leider auch keine auf die Gemeinde runtergebrochenen Zahlen. Dabei haben wir es alle ein Stück weit selbst in der Hand, in wie weit wir die gefährlichen Keime unter ihnen an uns heranlassen.

Wenn von Keimen oder Krankheitserregern gesprochen wird, sind Viren, Parasiten, Pilze und eben auch Bakterien gemeint. In unserem Fall haben wir die ältesten und häufigsten Lebewesen der Erde zum Thema gemacht: Die Bakterien. Deren Anpassungsfähigkeit ist soweit entwickelt, dass sie innerhalb kürzester Zeit mutieren und Resistenzen gegenüber ihren Feinden nicht nur bilden und vererben, sondern auch per Genschnipsel an die Nachbarbakterien übergeben können. Einer der Feinde ist das für uns Menschen so wichtige Antibiotikum. Das geht aber zwischenzeitlich soweit, dass bei Infektionen oder einer komplexen Entzündungsreaktion mit resistenten Bakterien im schlechtesten Fall keine Antibiotika mehr helfen. Was das bedeutet, ist sicher jedem klar.

Aufgrund aufrüttelnder Reportagen in ntv und ZDF - letzterer ist bislang nur in der Mediathek zu sehen - und unserem Interesse an diesem Thema, ist es uns ein großes Bedürfnis die wissenschaftlichen Erkenntnisse hier kundzutun, um damit alle Bretzenheimer zu sensibilisieren sowie im Besonderen aufzuzeigen, wie man sich vor ihnen schützen kann, für den Fall, dass das Immunsystem mal versagt. Darüber mehr am Ende. Aber wie konnte es soweit kommen?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), wie der Name schon sagt, kümmert sich um die Gesundheit der Weltbevölkerung. Diese hat bereits vor drei Jahren vor den antibakterielle Resistenzen gewarnt. Sie hat es im Juni ein weiteres Mal bekräftigt; es ist eines der drei „Menschheitskiller“ weltweit. Und das heißt schon was. Sie werden sich jedoch sagen, es muss doch Antibiotika geben, die in der Lage sind, diesen resistenten Bakterien Paroli zu bieten. Doch die Situation hat sich geändert und wird sich mehr und mehr ändern. Wenn einige Antibiotika nicht helfen, spricht man von Multiresistenz; hilft keines mehr, spricht man von Panresistenz. In einigen Ländern der Welt sind die Menschen bereits panresistent - hier sind bereits alle Joker verspielt.

Da einige der Pharmariesen kein Geld mehr mit der Herstellung von Antibiotika verdienen können, stecken sie kein Cent mehr in die Forschung. Durch die sich aufbauenden Resistenzen, kann ein Antibiotikum innerhalb weniger Jahre bereits für die Mülltonne sein. In dem anderen Fall, wenn es richtig wirksam ist, wird es die Medizin nur im äußersten Notfall einsetzen, und daher es als Joker „auf Lager legen“. Das Risiko von Fehlinvestitionen ist dadurch sehr groß. Das große Geld haben die Hersteller dabei aber bereits gemacht.

Allerdings nicht mit der Anwendung am Menschen, sondern an gesunden Tieren (Bild 1). Die Mastbetriebe haben Antibiotika tonnenweise verabreicht, um die Tiere präventiv vor Krankheiten zu schützen und die Gewichtszunahme ihrer Tiere zu beschleunigen, was man wohlwollend zur Kenntnis nahm. Dies weltweit, sei es bei den Kälbern in den USA, bei den Hühnern in Schweden oder bei den Schweinen in Deutschland. Da die Antibiotika und die daraus resultierenden resistenten Keime nicht in der Abgeschlossenheit eines Mastbetriebs bleiben, sondern sich über Luft, Grundwasser oder mit den Innereien in Kontakt gekommenen Fleisches verteilen, gibt es sie überall: Im Krankenhaus, im Schlachthof, im Garten, auf dem Gemüse, im Essen. Die Gefahr ist präsent. Es sterben jährlich 700.000 Menschen weltweit an diesen resistenten Keimen und der nicht vorhandenen Abwehr. Tendenz steigend. 2050 werden es 10 Mio. Tote im Jahr sein, so die Wissenschaftler.

Um diese Gefahr etwas zu bannen, dürfen sich in Schweden beispielsweise keine Kinder in der Nähe solcher Mastbetriebe aufhalten. In Deutschland ist diese Gefahr auch gegeben, es gibt aber keine Verbote. Ein Dialysearzt in Norddeutschland hat hier anhand Blutuntersuchungen einen direkten Zusammenhang hergestellt: Patienten, die in der Nähe von Mastbetrieben wohnen, haben durch den verstärkten Kontakt mit den resistenten Keimen bereits selbst Resistenzen gebildet, was eben bedeutet, dass die Menge an helfender Arznei bei einer Infektion immer geringer wird. Erfreulicherweise gibt es in der Bretzenheimer Umgebung keinen Mastbetrieb.

Im Übrigen gibt es hier ein sichtbares Nord-Süd-Gefälle in Europa (Bild 2). Da in der Vergangenheit in Norwegen weniger Antibiotika verschrieben wurden, gibt es hier viel weniger Antibiotikaresistenzen als in Griechenland oder Italien. Die Gefahr sich im östlichen Mittelmeerraum einen resistenten Keim einzufangen, ist größer als eben in Nordeuropa (www.thelancet.com/infection Vol 19 January 2019).

Warum ist die Gefahr jetzt so groß und allgegenwärtig? Bislang hatte man immer noch Reserveantibiotika in der Hinterhand, sogenannte Joker, für den Fall, dass kein Anderes mehr hilft. Doch damit ist jetzt Schluss. In dutzenden von Ländern wurden bereits Resistenzen gegen diese letzten Antibiotika festgestellt, weil Hersteller es bereits tonnenweise an Mastbetriebe verkauft haben. Sie wurden ursprünglich als Joker für den Menschen gesehen, nicht als Joker in der Tiermast.

Um zu vermeiden, dass sich resistente Keime auf der Haut, im Darm oder im Blut breit machen und im schlechtesten Fall unser Immunsystem nicht mehr Herr über sie sein wird, sollten wir uns schützen:

  • Hygiene in der Küche und bei der Zubereitung der Lebensmittel - lieber einmal mehr Hände waschen.
  • Bei Hautverletzungen umgehend ein Wund- und Schleimhautantiseptkum aufsprühen (in Drogerie oder Apotheke erhältlich).
  • Bewahren Sie Essensreste im Kühlschrank auf. Innerhalb von zwei Stunden können sich Krankheitserreger bilden. Im Sommer noch schneller.
  • Hände im Krankenhaus und beim Arzt desinfizieren, beim Kommen und beim Gehen.
  • Keine unnötigen Operationen über sich ergehen lassen, erst recht nicht im kostengünstigeren Ausland.
  • Überwiegend deutsche Bio-Produkte essen, da hier strengere Regeln gelten.
  • Meiden Sie Reiseziele mit hohen Antibiotikaresistenzen, wie Indien oder China.
  • Halten Sie sich bei Antibiotikaverschreibungen zwingend an die Anweisungen der Ärzte.

P. S. Wer Interesse an dem Link zur ntv-Reportage hat, möge sich über das Kontaktformular melden. Das ZDF wird dazu am 10. Januar ebenfalls unter dem Titel ‚Killerkeime‘ das Thema aufgreifen (bereits in der Mediathek).

Wir werden das Thema weiter beobachten. Ein interessanter Internet-Link zu dem Themenkomplex hierzu: antibiotika-wissen.de