Meine Gattin will einen Stromer. Für etwas mehr als 30 k€ ist ein solcher zu haben. Als Drehmomentjunkie käme mir dies entgegen, aber ich bin von dem Gesamtkonzept nicht überzeugt. Angefangen vom noch nicht zukunftsfähigen Stromverteilnetz, über die verloren gehenden Arbeitsplätze in der Automobil- und deren Zulieferindustrie, über die Politik, die den Spagat zwischen Klimaschutz und Exportweltmeisterschaft nicht schaffen will und über die Tatsache, dass die E-Fahrer im Glauben sind, etwas Gutes zu tun, wenn sie noch mehr Kilometer elektrisch fahren, ohne zu wissen, dass die „verfahrene Energie“ zu 50 % aus fossilen Energieträgern stammt. Zumindest weist dies der sogenannte Strommix so aus. Es sei denn, man hat zu Hause eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und einen Speicher, eine sogenannte Wallbox in der Garage. In strukturschwachen Regionen wird es auch in Zukunft an Hochleistungs-Ladesäulen fehlen, wenn nicht gerade nebenan ein paar Windräder oder eine PV-Anlage die schnelle „Speisung“ unterstützen.
Ich hingegen möchte wegen der Reichweite mit Wasserstoff fahren. Hierfür benötige ich ein Auto mit Brennstoffzellentechnik. Es gibt derzeit gerademal eine Handvoll auf dem Markt; preislich liegen sie alle jenseits der 60 k€. Noch viel zu teuer. Wasserstoff kennt jeder. So weiß man doch, dass es Unmengen an Wasserstoff auf unserem Planeten - gebunden im Wasser - gibt. Aus dem Physikunterricht ist bekannt, dass mit Strom Wasser in seine zwei Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt werden kann. Dieses Verfahren ist allerdings für die industrielle Gewinnung erst nach einer flächendeckenden Umstellung auf eine regenerative Stromversorgung effizient. Aber wo kommt der Wasserstoff denn her? Gibt es hier einen Haken? Und genau so ist es. Beim industriellen und damit wirtschaftlicheren Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff - tarrah: ist fossiles Erdgas die Ausgangssubstanz. Da ist also der Haken. Als Alternative ist aber auch eine nahezu CO2-neutrale Gewinnung von Wasserstoff mit der Biomassevergasung auf dem wenn auch schwachen Vormarsch. Die Biomassevergasung erfolgt mit nachwachsenden Rohstoffen und Gülle, ist aber industriell noch nicht etabliert. Ungeachtet der Herkunft des Wasserstoffs fehlt es am entsprechenden Verteilnetz, obgleich ein klitzekleiner Ausbau stattfindet. Die nächste H2-Tanke für uns wäre in Wiesbaden. Das ist zu weit.
Und nun? Ich glaube, wir warten noch ein paar Jahre und fahren Zug und Fahrrad.
Nachtrag 19.08.2019: Ein Berliner Start-up schafft es mit zwei Drittel weniger Energieeinsatz per Plasmalyse die im Schmutzwasser vorhandenen Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen aus Düngemitteln oder aus Harnstoffverbindungen zu knacken und zu Wasserstoff umzuwandeln. Das könnte der Durchbruch sein.